Wie schütze ich mein Unternehmen vor Betrügern?

«In meinem Unternehmen arbeiten ehrliche Menschen – ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand dem Unternehmen schaden würde».

Diese Annahme herrscht in zahlreichen Unternehmen vor. Zudem sind viele der Überzeugung, dass interne Kontrollen und Revisionen kriminelle Aktivitäten, bspw. von Mitarbeitenden, aufdecken. In der Realität sind Betrugsfälle[1] in Unternehmen jedoch keine Seltenheit. Die Association of Certified Fraud Examiner (ACFE) geht in ihrem Report von 2024 (Occupational Fraud 2024: A Report to the Nations) davon aus, dass Unternehmen wegen Betrug («Fraud») jährlich 5% ihres Umsatzes verlieren, wobei der Verlust bei $145'000 (median) pro Fall liegt.

Der ACFE-Report von 2024 zeigt zudem, dass Betrugsfälle am meisten (43%) durch Hinweise aufgedeckt werden. Die Hälfte dieser Hinweise kommen von Mitarbeitenden und die restlichen u.a. von Kundinnen und Kunden, anonymen Hinweisgebenden oder Lieferanten. Bei den Mitarbeitenden liegt ein grosses Potenzial brach. Mitarbeitende sind oft die ersten, die Anomalien oder Unregelmässigkeiten erkennen können. Aber oft fehlt es ihnen an Wissen darüber, worauf sie achten müssen.

Wichtigste Empfehlungen für Mitarbeitende, um Betrug zu erkennen

Diese Punkte sollen Mitarbeitenden helfen, Betrug zu erkennen und das Unternehmen zu unterstützen, Betrug effektiv zu bekämpfen:

1. Regelmässige Schulung

Alle Mitarbeitenden sollten regelmässig im Bereich «Betrugsbekämpfung» geschult und insbesondere sensibilisiert werden, da die Mitarbeitenden in der Regel nicht in den Dimensionen des Betrugs denken. Es ist wichtig, eine adressatengerechte Sprache zu verwenden, welche die Mitarbeitenden anspricht und zum Mitmachen anregt. Dies hilft dabei, ein Bewusstsein für Betrug und dessen möglichen Erscheinungsformen im unmittelbaren Arbeitsumfeld zu schaffen, die Verluste pro Betrugsfall zu reduzieren und die Entdeckungsdauer zu verkürzen.

2. Meldemechanismus

Mitarbeitende müssen wissen, wie und wo sie verdächtige Aktivitäten melden können. Eine (anonyme) Meldestelle ist eine effektive Möglichkeit auf Betrugsfälle hinzuweisen, ohne Angst vor Vergeltungsmassnahmen.

3. Unternehmenskultur

Die Unternehmenskultur sollte von Integrität und Ehrlichkeit geprägt sein. Führungskräfte müssen ein Vorbild für ethisches und integres Verhalten sein, um eine Atmosphäre des Vertrauens zu schaffen.

4. Transparenz

Mitarbeitende sollten darüber informiert werden, welche Massnahmen das Unternehmen ergreift, um Betrug zu verhindern und aufzudecken. Das schliesst nicht nur Präventivmassnahmen ein, sondern auch Massnahmen, die nach der Entdeckung eines Betrugsfalls ergriffen werden (z.B. nach dem Abschluss einer internen Untersuchung). Die Offenlegung dieser Informationen kann dazu beitragen, das Risiko zu verringern, indem Mitarbeitende sensibilisiert und potenzielle Betrüger abgeschreckt werden und das Vertrauen der Mitarbeitenden in die Integrität des Unternehmens gestärkt wird.

Fazit

Betrug im Unternehmen ist kein theoretisches Gedankenkonstrukt, sondern eine real existierende Gefahr. Stephen King/Peter Straub schrieben in ihrem Roman «Der Talisman» (1984):

«Das Vertrauen der Unschuldigen ist das nützlichste Werkzeug der Gauner».

Dieses Zitat schildert die Tatsache, dass Betrüger oft das Vertrauen anderer ausnutzen, um ihre Ziele zu erreichen. In Anbetracht dieser Erkenntnis ist es wichtig, dass Unternehmen ihre Mitarbeitenden aktiv in die Betrugsprävention einbinden und sie mit den nötigen Werkzeugen ausstatten. Dadurch können finanzielle Verluste reduziert, die Reputation bewahrt und das Vertrauen in das Unternehmen gestärkt werden.

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[1] Betrug («Fraud») wird gemäss dem Schweizer Prüfungsstandard PS 240 definiert als eine absichtliche Handlung einer oder mehreren Personen (aus dem Management, der für die Überwachung Verantwortlichen, der Mitarbeitender oder Dritter), wobei durch Täuschung ein ungerechtfertigter oder rechtswidriger Vorteil erlangt werden soll.